Dienstag, 4. Dezember 2012

Israels Regierung und die Siedlungspläne

Der israelische Premier Netanjahu macht schlicht, was er will und was ihm bei seiner rechten Klientel nutzt. Oft genug ist das - wie beim Siedlungsbau - nicht nur gegen den Willen der Weltgemeinschaft, sondern auch gegen Israels ureigene Interessen. Genau das sollte ihm Kanzlerin Merkel bei ihrem gemeinsamen Essen am Mittwoch in aller Deutlichkeit sagen...
>>> hier gehts zum Artikel der Süddeutschen Zeitung

Pressetext "Church and Peace"

Tagung auf dem Thomashof 23.-25.11.2012:
„In jedem Menschen das Antlitz Gottes sehen”

„Noch gibt es einen Traum, der auf seinen Träumer wartet. Marwan Abado sang zu den Klängen seiner Laute über den arabischen Frühling und von Leid und Liebe seines palästinensischen Volkes. Zuvor hatte Viola Raheb den 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wochenendtagung auf dem Thomashof bei Karlsruhe als Referentin über das Kairos-Palästina Dokument zugerufen: „Es braucht Menschen, die sich mit Leib und Seele und Kreativität gewaltfrei für Gerechtigkeit und Frieden aller Menschen im Nahen Osten einsetzen."

Die Tagung vom 23. - 25. November 2012 trug den Titel: „In jedem Menschen das Antlitz Gottes sehen". Das europäische friedenskirchliche Netzwerk Church and Peace, das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee und das Mennonitische Friedenszentrum Berlin, der Internationale Versöhnungsbund/Deutscher Zweig und die Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) hatten dazu eingeladen.

Viola Raheb hatte zunächst in das 2009 von einem Kreis palästinensischer Christinnen und Christen aus unterschiedlichen Konfessionen in einem langen Konsultationsprozess verfasste Dokument eingeführt. Als eine theologische und pastorale Positionierung der palästinensischen Christinnen und Christen ist der Text zugleich ein Arbeitspapier für Gemeinden und Gruppen und erschien daher auch zuerst in arabischer Sprache. Zahlreiche Übersetzungen haben dem Text eine weltweite Verbreitung beschert. Die Besatzung der Westbank und die Abriegelung Gazas werden darin nicht nur als Unrecht bezeichnet, sondern als Sünde verurteilt - eine Sünde, mit der auch die christlichen Geschwister in der Ökumene nicht kooperieren dürfen. Den Friedensprozess, der mit dem Stichwort des Osloer Abkommens verbunden wird, bezeichnet das Papier als gescheitert. Es bestehe die reale Gefahr, so Viola Raheb, dass die derzeitige Entwicklung auf ein Apartheidsystem hinauslaufe. In Deutschland tragen zudem die Positionierungen israelischer wie palästinensischer Solidaritätsgruppen wenig dazu bei, auf den Konflikt deeskalierend einzuwirken. Sie verschärfen oft die Gegensätze noch zusätzlich.
In dieser Situation setzt Viola Raheb große Hoffnungen auf ein Engagement der Friedenskirchen. Theologisch wie auch praktisch sieht sie hier ein Potential, den gewaltfreien Widerstand gegen die fortschreitende Entrechtung mitzutragen und voran zu bringen. Dabei würdigt sie das Engagement von jüdischen Friedensgruppen in und außerhalb Israels, das in die gleiche Richtung zielt. Viola Rahebs Worte bewegten und drängten die Anwesenden zu der Frage, welche Schritte sie tun könnten, um zu Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten beizutragen. Den Teilnehmenden war es wichtig, in der politischen Auseinandersetzung Aufmerksamkeit zu entwickeln für die inkonsequente Haltung der Bundesregierung gegenüber Verstößen der israelischen Regierung gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte. Dabei stellt sich ganz aktuell die Frage, wie mit der Sanktionierung von Verstößen gegen EU-Verträge umgegangen werden soll. Die Versammelten unterstützen eine Änderung der Bestimmungen des Forschungsprogramms der EU. Drittstaaten, die dauerhaft gegen internationales Recht verstoßen, sollen nicht daran teilnehmen dürfen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kritisieren zudem den Export von Rüstungsgütern nach Israel sowie die militärische Zusammenarbeit. Sie unterstützen hingegen Schritte einer glaubwürdigen Vermittlerrolle und eine stille Diplomatie. Mit dem Stichwort „gewaltfrei einkaufen" kennzeichneten die Teilnehmenden ihre Ablehnung, in den illegalen Siedlungen erzeugte Produkte zu konsumieren, sowie ihre Absicht, Produkte wie Olivenöl aus palästinensischen Betrieben im Westjordanland zu kaufen.

Schöffengrund, 28.11.2012

Church and Peace ist ein ökumenischer Zusammenschluss von Friedenskirchen und friedenskirchlich orientierten Gemeinden, Kommunitäten und Friedensorganisationen in Europa.

Nächstes Treffen im Dezember 2012

Der Freundeskreis trifft sich am Mittwoch, den 5. 12. 2012 um 20 Uhr in der Riezlerstraße. Herzliche Einladung an alle Interessierten!