Mittwoch, 18. November 2009

Bericht Herbstreise 2009

Im Oktober waren wir zu dritt (mit Axel und Kurt, zwei alten Jugendfreunden) in Israel, davon sieben Tage auf dem Weinberg der Nassars, von denen wir allen Freunden in Deutschland Grüße ausrichten sollen und die sich für die Olivenbaumspende (3000,- Euro) herzlich bedanken, die u. a. aus einigen Mennonitengemeinden gegeben wurden. Es war schön, zu sehen, wie viele Freiwillige und Besucher, u. a. eine deutsche Schulklasse, während unseres Aufenthaltes auf dem Weinberg anzutreffen waren. Eine Solaranlage ist in Betrieb und liefert sauberen Strom, eine Komposttoilette wurde eingerichtet, an weiteren Regenzisternen wird gearbeitet - dies geschieht alles, um eine gewisse Autonomie zu erreichen, da nach Fertigstellung der Mauer mit Blockaden durch die israelische Armee gerechnet werden muss.

Wir konnten uns bei der Olivenernte nützlich machen und an einem Stall für Tiere mitarbeiten. Dieser entsteht „unter Tage“, da neue Gebäude oberirdisch nicht errichtet werden dürfen. Eines Nachts hatten wir „Besuch“ durch die israelische Armee (ca. 50 Mann), die ohne Vorwarnung das Eingangstor niederrissen und eine Razzia durchführten. Es war nicht schön, durch den Strahl einer Taschenlampe und einem Gewehr im Anschlag aufgeweckt zu werden. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei, das Militär hat sich im weiteren Verlauf soweit korrekt verhalten. Ich denke, es geht der Armee einfach darum, Präsenz zu zeigen und den Druck auf die Familie Nassar zu erhöhen. Ein Angehöriger der Familie wurde z. B., nachdem er nachts Besucher auf den Weinberg abgesetzt hatte und zu Fuß zum Taxi zurückkehrte, von einer Militärstreife kontrolliert (in recht barschem Ton, man hielt im eine Waffe an den Kopf etc.). Auch das zeigt, wie man die Besitzer des Weinberges schikanieren und entmutigen will.

An einem Nachmittag haben wir versucht, die israelische Siedlung Newe Daniel zu besuchen (15 Minuten Fußmarsch), doch wir wurden recht unfreundlich abgewiesen. So war es uns leider nicht möglich, mit den „Nachbarn“ Kontakt aufzunehmen.

In der zweiten Woche waren wir im Autonomiegebiet und in Kernisrael unterwegs. Eine beeindruckende Reise, auf der wir viel gesehen und erlebt haben. Leider wurden wir in den letzten Tagen an der Grenze zum Libanon Zeugen eines Raketenbeschusses durch die Hizbollah (in Kirjat Shmona) und dem Artilleriebeschuss der Israelis auf vermutete Stellungen der Schiitenmiliz. Wir waren zu keiner Zeit in Gefahr, doch haben uns diese Vorfälle gezeigt, wie fragil die Lage im Norden ist.

Allgemein erscheint die Situation zzt. etwas angespannt, Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation besteht kaum. Nachdenklich hat uns gestimmt, wie die Familie Nassar von Aufbau und Hoffnung spricht, während in den Städten des Autonomiegebietes die Realität eine völlig andere Sprache spricht. Unserer Einschätzung nach haben die Palästinenser einen langen Weg vor sich, um auch aus eigener Kraft für bessere Verhältnisse zu sorgen. Auf dieser Reise wurde klar, dass beide Seiten nur eine Chance haben: aufeinander zugehen, auf Maximalforderungen verzichten und endlich den Weg des Friedens einschlagen. Nur so wird es möglich sein, dass beide Seiten friedlich neben- und vielleicht miteinander leben können. Ein eigenständiger palästinensischer Staat scheint im Moment, unter den vorherrschenden Bedingungen, unrealistisch zu sein.

Doch das heißt nicht, dass das Engagement für „Zelt der Völker“ ohne Sinn wäre. Ganz im Gegenteil! Gerade uns Christen sehe ich in der Pflicht, Menschen zu unterstützten, die auf friedlich Weise und mit ungebrochenem Optimismus für bessere Lebensbedingungen in diesem Teil der Welt sorgen wollen. Hier fällt mir 1. Thess.5,8 ein: „Wir aber gehören dem Tag und wollen deshalb nüchtern sein. Wir wollen Glauben und Liebe als Panzer anlegen und die Hoffnung auf Rettung als Helm.“ Und so sehen wir uns in der Pflicht, weiterzumachen. Die Werbetrommel zu rühren und die Familie Nassar in ihrem Bemühen beizustehen. Wir wünsche uns, dass sich künftig viele Menschen für „Zelt der Völker“ engagieren und das Projekt weiter unterstützen.

Montag, 2. November 2009

Grueße vom Weinberg VIII

Hallo zusammen,

Axel und ich sind am Sonntag wohlbehalten zu Hause angekommen, Kurt fliegt erst am Mittwoch nach Stuttgart. Am letzten Tag waren wir nochmal in Jerusalem, bevor wir uns aufmachten, den Busbahnhof zu suchen und nach längerer Suche zu finden. Die Ausreise gestaltete sich, wie immer, recht schwierig. X Kontrollen, als ich dann auch noch völlig übermündet ein kleines Taschenmesser im Handgepäck belassen hatte, war ich doch tatsächlich für einen Moment in Sorge, meinen Flug zu verpassen. Doch letztendlich ging alles gut. Den Flug selber habe ich eigentlich verschlafen, nach fast zwölf Stunden Flughafen waren wir völlig fertig.

An dieser Stelle möchte ich unserer Gemeinde und vor allem dem Freundeskreis herzliche Grueße von der Familie Nassar ausrichten!